PRESSE / KRITIK

Kuba - Kempen - 2008

 

Konzert in Kempen: Tanzmusik mit rauem Charme

 

von Tom Krebs (Westdeutsche Zeitung - www.wz-newsline.de)

Dieser Rhythmus ging nicht nur Südstaatlern ins Blut: Die „Cajun Roosters“ begeistern im „Kuba“ mit solidem Sound.

 

Brachten bei ihrem Gastspiel in Kempen

mit Geige und Akkordeon das „Kuba“ zum Kochen: die „Cajun Roosters“ aus England.

(Foto: Friedhelm Reimann)

Kempen. Fünf Männer, sieben Instrumente und eine gemeinsame Leidenschaft fusionierten am Samstagabend im Kulturbahnhof zu einem echten Erlebnis: „Cajun“ heißt die volkstümliche, lang überlieferte Musikrichtung, die hier ein beachtliches Feedback erzielte.

Spielfreudig, laut und hierzulande aus fast sämtlichen Musikdiskursen verbannt, entwickelte sich Cajun im US-Bundesstaat Louisiana bereits im 18. Jahrhundert. Damals bildeten die französischen Einwanderer das Fundament ihres persönlichen, mittlerweile traditionsreichen Kulturgutes mit Fidel, Löffeln und Triangel.

In Kempen gab es eine Kostprobe dieser hochwertigen, bodenständigen Folklore. „Nach unserem späten Start spielen wir heute umso länger“, verkündete Bassist Michael Bentele und weckte damit große Erwartungen. Egal ob Chuck Berry oder ein Boogie– schnell heizte sich die Stimmung auf, fast so, als befände man sich in einer hoffnungslos überfüllten Südstaaten-Scheune.

 

Das Geheimnis dieser Energie liegt in der Einfachheit des Musikstils. Während sich das Abendland bis an die Zähne mit Noten bewaffnet (Welche Ausgabe ist die Richtige?, Wie klingt eine angemessene Interpretation?), entsteht die Cajun-Musik aus dem Bauch heraus. Über viele Generationen wurde sie mündlich überliefert, bis heute existieren keine geschriebenen Noten von ihr.

Und so reicht es, wenn es lautstark kracht, unverwüstlich und sehr authentisch. Da gehören die „Cajun Roosters“ zu den Besten ihrer Zunft, verleihen sie der unverfälschten Tanzmusik doch rauen Charme und schrecken dabei auch nicht vor Louisiana-Blues, Swamp oder Boogie zurück.

Im Dreivierteltakt singt die kratzige Mischung aus Geige und Akkordeon nicht, sondern erzählt geradezu allerlei aus dem mückenverseuchten Süden. Die Ansteckungsgefahr ist enorm hoch, denn die gefälligen Rhythmen aus Rubborad und Bass gehen direkt ins Blut und damit in die Beine.

Die Stimmung löst sich, und es geht auf zu neuen, klangvollen Ufern. Das bis zur Schmerzgrenze benutzte Mikrofon (wandelbare Stimme: Chris Hall) liefert Lautstärke, die überzeugt– dem pulsierenden, schwitzig-schönen Sound sei Dank.

Das größte Vergnügen jedoch ist die Gruppe selbst: fünf Europäer mit derart authentischem Groove, wie man ihn außerhalb Louisianas nur selten findet. Ein letzter Blues ergänzt das homogene Bild, dann ist es Zeit zu gehen. Hope to see you soon, Guys!