GENO DELAFOSE & FRENCH ROCKIN' BOOGIE

Geno Delafose in Baasem am 29. Oktober 2004.

 

Durch glückliche Umstände war es uns gelungen den Zydeco Superstar Geno Delafose nach Baasem/Eifel zu holen.

Fans des jährlichen „Cajun & Zydecofestivals“ wissen, dass sich der Saal Stahls inzwischen zu einer Hochburg dieser Musik entwickelt hat. Der Auftritt von Geno Delafose war ein Höhepunkt einer ganzen Reihe hervorragender Cajun & Zydecobands welche bereits zu Gast waren. ‚Geno Delafose & French Rockin’ Boogie’ ist der King unter den jungen Zydecobands.
Aufgewachsen in einer Familie von Zydecomusikern hat Geno Delafose bereits im zarten Alten von sieben Jahren in der Band seines Vaters John Delafose, den ‚Eunice Playboys’, rubboard (Waschbrett) und später Schlagzeug gespielt. Nach einer schweren Krankheit seines Vaters übernahm Geno am Akkordeon die Band und sein Cousin spielte Schlagzeug. Sein Vater war damals eine Schlüsselfigur in der Wiedergeburt des Zydeco, und Geno möchte die Musik einem noch breiteren Publikum zugänglich machen.
Seit 1994 ist Geno Delafose jetzt in der ganzen Welt unterwegs. Zu Hause tritt Geno in den gleichen Clubs auf wie damals mit seinem Vater John Delafose. Und er teilt sein Leben auf zwischen Touren mit der Band und der Arbeit auf seiner Double D Ranch in der Nähe von Eunice, im tiefsten Louisiana Bayou Country, wo er Rinder und Quarterhorses züchtet. 
‚Geno Delafose & French Rockin Boogie’ sind keine Neulinge auf der Bühne. Mehr als 150 Auftritte im Jahr haben diese Band zu einer supertighten Zydecomaschine geformt. Jedes Arrangement sitzt und die Akkordeonlicks von Geno sind präzise und gleichzeitig völlig entspannt. 
Geno verbindet seine Creolischen Wurzeln und seine moderne Stimme mit seinem Akkordeon. Deutsche Einwanderer haben das Instrument nach Louisiana gebracht und seitdem ist es ein beliebtes Instrument, dank seiner Fähigkeit den Lärmpegel eines vollen Saals zu übertönen. Geno spielt sowohl diatonische Ein- und Dreireiher Knopfakkordeon für die eher traditionellen ‚french style’ Stücke aber auch Tastenakkordeon. Tastenakkordeon werden wegen ihrer chromatischen Vielfalt und der Möglichkeit von ‚blue notes’ geschätzt. Vor allem Musiker wie Clifton Chenier und Rockin’ Dopsie haben das Tastenakkordeon im Zydeco salonfähig gemacht.
Der „Keith Richards of Accordion“, wie er genannt wird, präsentierte „Foot-Stompin' Creole Zydeco“ und verwandelte mit seiner Band den Saal Stahls in einen wahren Hexenkessel der guten Laune. Während Delafose auf der ganzem Welt Dutzende von umjubelten Konzerten absolviert, war der Auftritt in Baasem sein einziges Gastspiel in Deutschland. Lediglich am Vortag gab es einen Auftritt bei der Musikmesse WOMEX in Essen vor geladenem Fachpublikum.

Doch bevor Delafose spielerische Präzision auf dem Akkordeon an den Tag legte, bereitete die ‚Ludwig Seuss Band’ das Publikum erst einmal auf den Meister vor. Seuss, der bereits seine acht CD mit nach Baasem brachte, dürfte vielen vielleicht eher bekannt sein als Keyboarder der „Spider Murphy Gang“. Auch er spielt Akkordeon und erweitert seinen druckvollen Zydeco-Sound mit Ausflügen in das Reich von Blues und Boogie-Woogie am Piano. Seuss hatte mit seiner Band die Zuschauer schon 2001, beim ersten Cajun-Festival in Baasem, begeistert. Und auch diesmal wurde ihm manche Zugabe abverlangt, bevor man ihn und seine Musiker von der Bühne ließ.
Nach kurzer Umbaupause legte Geno Delafose los. Zwei, drei scharfe Intro-Takte auf dem Akkordeon, und schon setzte die Band in den Rhythmus ein und ließ den Zydeco-Sound abschnurren wie ein Uhrwerk.

Everybody’s Dancin’ ist Geno’s vierte CD und wurde im Mai 2003 veröffentlicht. Ein grosser Teil der Songs sind Neuauflagen creolischer Standards wie ‚Le Bluerunner’ und ‚He-Haw Breakdown’ in einer modernen Zydecoversion. Wer wissen will, wie sich der Klassiker ‚What a wonderful world’ als Zydeco-Version anhört, kommt ebenfalls auf seine Kosten. Auf drei Stücken spielt der Geiger Michael Doucet, Mitglied bei der bekannten Cajunband ‚Beausoleil’ mit. Jeder Song wurde im Studio nur ein oder zweimal aufgenommen und hier zeigt sich wieder, dass die Band eine unglaubliche Professionalität an den Tag legt.

Begleitet wurde Delafose, der 2003 bei den „Big Easy Awards“ in New Orleans den Preis „Best Zydeco Artist“ erhielt, von seiner Band „French Rockin' Boogie“. Am Schlagzeug spielt sein Cousin Gerard Delafose. Der Gitarrist sorgte für einen rockigen Einschlag, während Wilfred Caveman Pierre am ‚Scrubboard’ mit seiner gewellten Blechschürze dem Begriff ‚Waschbrettbauch’ eine ganz neue Bedeutung verlieh. Am Bass der unglaublich virtuose John Popp Esprite. Im ausverkauften Saal Kinnen, der mit seinem schlichten Charme der Südstaaten-Musik stets den richtigen Rahmen verleiht, herrschte bis weit nach Mitternacht Hochstimmung.

Vier Stunden spielte Geno und seine Band bis das Publikum um halb zwei Uhr morgens völlig erschöpft die Segel strich. Genos Hemd war zwar klatschnass, aber er hätte sogar noch weitergespielt. In Louisiana ist so ein vier Stunden Marathon keine Seltenheit. Das Publikum tanzt ein paar Stücke, geht was trinken, plaudert an der Bar, kommt wieder auf die Tanzfläche. Und das oft bis zum Morgengrauen. 
In jedem Fall hat ‚Geno Delafose & French Rockin’ Boogie’ einen bleibenden Eindruck hinterlassen und das Publikum hofft auf seine Rückkehr zum nächsten Festival. Wir bleiben dran und sehen uns im Herbst 2005 wieder.

 

Text von Michael Bentele und teilweise Michael Thalken (Kölner Stadtanzeiger)