6. CAJUN & ZYDECO FESTIVAL 2006 - Presse- Kritik / Pressreviews

 

Kölner Stadtanzeiger 31.10.2006

 

 

Perlenketten von „Lil'Jim“. Die Musiker der drei auftretenden Bands jammten noch bis in den frühen Morgen.
VON BERNHARD ROMANOWSKI


Dahlem-Baasem - Völkerverständigung funktioniert am besten mit Musik. Das weiß man auch in Baasem, wo am Wochenende das nunmehr sechste „Cajun- und Zydeco-Festival“ zu einem ausgelassenen Fest der europäischen Vereinigung wurde. Aus verschiedenen Teilen Deutschlands, aus Holland, Frankreich sowie aus Großbritannien kamen nicht nur die Musiker, sondern auch deren Gäste in den Saal der Gaststätte Kinnen, um dort einer Musik und Lebensart zu frönen, deren Ursprung jenseits des „großen Teichs“ liegt. Aus den Sumpflandschaften des US-Bundesstaats Louisiana kommt der erdige Klang von Geige, Akkordeon und „Waschbrett“, der in Kombination mit Schlagzeug, Bass und Gitarre den Zuhörern in die Beine fährt. Neben der traditionellen „Cajun“-Musik mit zumeist französischsprachigen Texten gibt es noch die „schwarze“ Variante „Zydeco“ mit eher blues-artigen und „funkigen“ Elementen. Drei Bands verwandelten den Saal, der bereits ab 22 Uhr ausverkauft war, diesmal wieder in eine Schwitzhütte. Den Anfang machte die Formation „Blue Bayou“ aus Frankreich. Die Mitglieder um den Akkordeonisten Didier Lonjard brachten die Besucher sofort auf die richtige Betriebstemperatur. Anschließend schwang Lonjard mit seiner Frau Isabell gekonnt das Tanzbein, als „Lil'Jim“ mit seiner Band „Deepzone Zydeco“ einen fulminanten Auftritt hinlegte. Der Akkordeon-Rocker Jim war wenige Tage zuvor erst 19 Jahre alt geworden und feierte seinen Geburtstag auf der Baasemer Bühne ordentlich nach. Seine aktuelle CD am Eingang war im Nu ausverkauft.
Das große Nachwuchstalent am „Quetschbüggel“ verteilte beim Bad in der Menge auch kräftig Perlenketten aus Plastik. Bei den karnevalsartigen Umzügen in New Orleans anlässlich des „Mardi Gras“, also zum „Fetten Dienstag“ vor Aschermittwoch, wird damit dort alljährlich die Fastenzeit eingeleitet. Allerdings ist es in New Orleans auch Brauch, dass die so beschenkte Dame anschließend ihr Oberteil lüftet. Zu derlei Unzüchtigkeiten ließ es die Damen am Samstag aber nicht kommen.
Als Dritte im Bunde nahmen die „Cajun Roosters“ die Instrumente in die Hand. Die fünf Musiker nutzten ihren Heimvorteil durch den Baasemer Gitarristen Klaus Warler und wurden ihrer Auszeichnung als beste „Cajun“-Band des Jahres 2006 denn auch vollauf gerecht.
„Diese Musik ist mein Herzblut“, rief Diane Schäfer aus Mechernich, bevor sie sich mit ihrer Freundin Annika Siegemund aus Weiler am Berge wieder ins Getümmel warf. Letztere hatte sogar ihren eigenen kleinen Auftritt, als sie an der Seite von „Lil´Jim“ das „Waschbrett“ schrubben durfte. Mit viel Körpereinsatz konnte sie dabei auch rhythmisch überzeugen.
Wer bis dahin noch nicht in Schweiß geraten war, konnte sich am „Jambalaya“ gütlich tun, das von Carolina Hecker aus Köln, dem fernsehschaffenden Volker G. Schmitz und Jan Ströder aus Dahlem verteilt wurde. Die Speise aus Schweinefleisch und Garnelen mit Reis und Paprika war allerdings doch nicht ganz so scharf gewürzt wie im amerikanischen Herkunftsland. Dennoch kamen der Wirt und seine Frau Hanne an der Theke ebenso kaum mit dem Zapfen hinterher wie die Helfer Silvia und Jürgen Streich sowie Claudia und „Juppi“ Braun im Saal.
Zum Abschluss veranstalteten alle mitwirkenden Musiker des Abends wieder eine „Jam Session“ auf der Bühne. Es dürfte gegen fünf Uhr früh gewesen sein, als „Europa“ sich nach dieser Nacht in Baasem schlafen legte.

 

 

Kölnische Rundschau 03.11.2006

 

 

 

Westfälische Rundschau 30.10.2005


Lebenslustiges aus Louisiana

Unna. (sab) Lebenslustige Musik aus Louisiana in der Lindenbrauerei: Beim 5. Cajun und Zydecofestival setzten sich die Fans der mal ruhigen mal wilden Tanzmusik nur zum Essen hin.
"Die Atmosphäre ist unglaublich. Ich kann mir richtig vorstellen, wie es in einer verrauchten Kneipe mit Live-Musik im Südwesten Louisianas zugehen muss", begeisterte sich Christine Egner, die zu dem Festival extra aus Stuttgart angereist kam. Ihr gefällt die Mischung aus französischer Folklore, Blues, Rock´n´Roll und Country. Melancholisch und dann wieder fröhlich spiegelt die Musik das Leben der französischen Auswanderer wider, die 1755 von der englischen Krone aus Kanada nach Louisiana vertrieben wurden. Durch die bereits dort lebenden Deutschen und Iren lernten die rund 10 000 "Cajuns" (von französisch "Les Acadiens") das Akkordeon und die Geige kennen. Zusammen mit der gusseisernen Triangel, dem traditionellen Waschbrett und der Gitarre entstand daraus die so genannte Cajunmusik und später die rhythmische "schwarze" Version "Zydeco".
In der Lindebrauerei wurde am Freitagabend beides gespielt: die holländische "Downtown Cajun Band", die britisch-deutschen "Cajun Roosters" und die deutschen "Zydeco Alligators" sorgten dafür, dass niemand ruhig auf seinem Platz stehen blieb. Christine Egner legte dabei einen "Two-Step" aufs Parkett. Sie hatte mit vielen anderen an dem zuvor angebotenen Tanzkurs teilgenommen und die traditionellen Cajuntänze gelernt, zu denen auch eine Form des Walzers gehört.
Der von ihr beschriebene Eindruck einer kleinen Kneipe in Louisiana wurde durch das kulinarische Angebot verstärkt. Beim Essen von Jambalaya und Gumbo, zwei scharf gewürzten Eintöpfen, kamen die Cajunfans ins Gespräch. "Viele kennen sich von Festivals in Frankreich oder Holland", meinte Olaf Markewitz aus Unna, der selbst Mitglied einer Cajunband ist.
Dass die Leute von weit her kommen, um an dem 5. Festival in Unna teilzunehmen, davon ist auch Michael Bentele überzeugt. "In Deutschland gibt es sonst keine vergleichbare Veranstaltung", erklärte der Bassist der "Cajun Roosters" und früheren "Cajun Pioneers". Deswegen riefen er und seine Band vor fünf Jahren das zweitägige Festival ins Leben, das die Fans freitags nach Unna und samstags nach Baasem lockt. "Wir sehen uns ein bisschen als Missionare dieser Musik und Kultur", sagt Michale Bentele, der selbst schon in Louisiana war um die "ganz Großen" zu sehen.
Wenn der in der Szene bekannte britische Akkordeonspieler Chris Hall seinem diatonischen Instrument melancholische Melodien entlockt und Hartmut Hegewald aus Bönen mit lebenslustigem Geigenspiel und virtuosen Solos begeistert, wenn dazu das rhythmische Streichen des Waschbretts ertönt und das Publikum anfängt zu tanzen, dann glaubt man den "Cajun Roosters", dass ihnen ihre Mission durchaus gelingen könnte.