THE CAJUNS AND THEIR HISTORY (long version)

 

Noch 1933 wurden die Cajuns in Veröffentlichungen als die letzte nicht assimilierte Minderheit der USA bezeichnet. Wer also sind sie, wo kommen sie her, wo liegt ihr Cajun-Land, wie hat sich ihre das Französische als Ihre Sprache mitten in USA erhalten? Der offizielle Name dieses Stückchens Amerika im Süden des US-Staates Louisiana lautet ‚Acadiana‘. Zweiundzwanzig Gemeinden (Parishes) bilden am rechten Ufer des Mississippi zwischen St. Landry Parish, dem Golf von Mexico im Süden und im Westen mit dem Atchafalya Basin ein Dreieck. Hier leben die "Acadians" heute. Sprachlich verkürzte das Amerikanisch den "Arcadianer" zum "Cadian", dann zum "Cajun". Und damit werden Ursprung und Geschichte dieser kulturellen und sprachlichen Minderheit interessant.
Die frühesten Ursprünge reichen in das 16. Jahrhundert zurück. In die Anfänge der großen Religionsauseinandersetzungen in der Alten Welt. Französische Katholiken, die sich den religiösen als auch politischen Zwängen ihrer Heimat zu entziehen versuchten ohne dabei Protestanten werden zu wollen, entdeckten als Fischer schon zwischen 1504 und 1523 die Küste von Neufundland. 
1541 wird Kanada durch Franzosen besiedelt, die Quelle des Mississippi entdeckt.
1548 veröffentlicht Gastaedi seine Landkarte der Halbinsel ACADIEN, dem heutigen Neuschottland (Nova Scotia) und benennt das Land "L'Arcadie". Angesichts des Fisch- und Pelzreichtums muß das Land den Neuankömmlingen wie "Arkadien" erschienen sein, wie ein diesseitiges Paradies mit allen Freiheiten. Selbst die Micmac-Indianer benützen das Wort "AKADE" für ihre Vorstellung des weltlichen Paradieses.
Die erste systematische Besiedelung der Halbinsel Akadien durch die Franzosen beginnt im Frühjahr 1604 mit der Einrichtung einer Pelzhandelsstation.
1605 kommt es zur Gründung der Siedlung Port Royal, einer der ersten dauerhaften europäischen Niederlassungen in Nordamerika. Unter den Franzosen steigt die Bevölkerungszahl bis 1621 nur langsam, die Politik ist nicht expansiv. Mit den Indianern lebt man in gutem Einvernehmen und treibt Handel. Der Export von Tierhäuten steigt bis 1616 auf 25.000 Stück. Die Kolonie bleibt klein, erfreut sich aber einer hohen Prosperität. Schon früh entsteht kulturelles Leben. Immerhin wird 1606 Nordamerikas wohl erstes Theaterstück: "The Theatre of Neptune" aufgeführt. 
Im ‚L'ordre du Bon Temps‘ treffen sich die Akadier zu Festen und Veranstaltungen an langen Winterabenden. Diese kulturellen Aktivitäten scheint die Akadier in ihrer ganzen Geschichte zu begleiten. Überall wo sie sich niederlassen gründen sie bald französische Zeitungen, bewahren ethnische Eigenheiten, gründen oftmals feste Siedlungen und Schulen.
Bis 1620 kann die Kolonie abseits der Politik und des Religionsstreits in Europa ohne staatliche Eingriffe ihrem fast unberührten paradiesischen Leben nachgehen. Doch die Engländer sind in ihrer Kolonial- und Siedlungspolitik aggressiver als die Franzosen, der Protestantismus sucht schon früh mehr Lebensraum.
1621 wird der Schotte ‚Sir William Alexander‘ vom englischen Hof beauftragt in Französisch-Akadien ein Neuschottland zu gründen. Er kommt zunächst nur bis Neufundland. Trotzdem wird der Osten Nordamerikas relativ schnell besiedelt, 1626 gründen die Holländer New York, die Politik und die unterschiedlichen religiösen Interessen der Alten Welt halten Einzug auch in ‚Acadia‘. Frankreich und England sind im Krieg.
Bis 1670 ist Akadien Selbstverwaltet und von Europa unabhängig. Mit Colberts Machtübernahme wird es eine französische Kronkolonie. Akadien expandiert wirtschaftlich und räumlich und die Einwohnerzahl steigt. Die katholische Kirche und die Politik des französischen Mutterlandes gewinnen wieder an Bedeutung und Einfluß. Trotzdem wird das Gebiet Akadiens zunehmend von Engländern besiedelt, Neu-England gegründet, New Brunswick erobert. Durch die aggressive Siedlungspolitik der Engländer kommt es zu ersten Kämpfen mit Indianern, die bisher mit den Franzosen in Freundschaft lebten.
Akadier entdecken den Mississippi und fahren stromabwärts bis zur Mündung.
1682 benennt La Salle die den Strom umgebenden Gebiete zu Ehren Ludwigs XIV, Louisiana.
1698 wird in Moncton die erste französichsprachige Universität gegründet. Immer deutlicher wird, daß dem eigentlich neutralen Wesen der Akadianer zwei ihnen fremde Machtblöcke entgegenstehen: die unterschiedlichen religiösen und politischen Machtinteressen Englands und Frankreichs.
1708 noch konnte der französische Generalgouverneur Daniel Sgubercase über die Akadier schreiben: "Je besser ich diese Menschen kennenlerne, um so mehr begreife ich, daß sie die glücklichsten Menschen der Welt sind". Das sollte sich schnell ändern.
1709 war die Kolonie Akadia in Folge des Spanischen Erbfolgekrieges von Frankreich abgeschnitten. Akadische Kaufleute kaperten etwa 35 englische Schiffe um die Versorgung ihres Siedlungsgebietes zu sichern. Dafür hatten die Engländer kein Verständnis und beantworteten diesen Coup mit einem regelrechten Feldzug.
Am 24. September 1710 sahen sich im Hafen des akadischen Fort Royal 300 Franzosen einer Armee von 3400 Engländern gegenüber. Die Akadier halten sich bis zum 16. Oktober. Dann wird die Stadt zu Ehren der englischen Königin Anne in Annapolis Royal umbenannt.
Durch den Vertrag von Utrecht werden die neuen Machtverhältnisse in Nordamerika sanktioniert. Jahre der Umwälzung beginnen für die Akadier, Frankreichs Vormachtstellung in Europa ist nach dem Utrechter Vertrag gebrochen und die Engländer breiten sich im Osten und Nordosten der neuen Welt aus.
Noch bevor 1722 der vierjährige Indianerkrieg in Akadien gegen die Engländer beginnt siedeln Akadier 1714 in Louisiana, Narchitoches wird gegründet, 1718 beträgt die Einwohnerzahl New Orleans 68.
Reis wird in Louisiana angebaut. Die Lebensbedingungen sind für Europäer schwer, das geschwächte Frankreich besiedelt das Land am Mississippi nur schleppend. Als hätten die Akadier zukünftige Entwicklungen vorausgeahnt, sicherten sie sich in Louisiana Fluchtmöglichkeiten vor den bedrohenden politischen, gesellschaftlichen und religiösen Machtvorstellungen Englands wie Frankreichs. Eine wesentliche Eigenschaft beginnt sich zunehmend bei ihnen herauszubilden: der absolute Wille zur Neutralität, als könnte vollkommene Autonomie diese schützen.
In den folgenden 90 Jahren wird Vertreibung und Chaos das Schicksal der Akadier bestimmen und sie zu ‚Cajuns‘ machen.
Seit 1713 befindet sich Akadien unter britischer Herrschaft und die Akadier weigern sich ihre Siedlungen unter die Kontrolle der englischen Verwaltung zu stellen.
In der Folge der Indianerkriege der Engländer - die Akadier hatten sich nicht beteiligt, nicht einmal Partei ergriffen obwohl die Überfälle, Kämpfe und Schlachten auch ihr wirtschaftliches wie gesellschaftliches Leben tangierten - verschlimmert sich ihre Situation entscheidend. Ohne einen in englisch verfaßten und unterzeichneten Treuerevers an die englische Krone haben die Akadier kein Recht zu leben. Sie akzeptieren diesen Revers jedoch, wenn überhaupt nur in französisch. Nun sind sie wie Eingeborene im eigenen Land kolonialisiert. Fast zum Freiwild erklärt beginnen die ersten die Flucht in den Süden.
England verbündet sich 1739 mit Spanien, tritt 1744 in Südindien mit Frankreich in den Krieg. Die Akadier wehren sich selten erfolgreich in Akadien, Neuengland und New Brinswick mit kleinen Scharmützeln gegen den Druck der britischen Krone. In dieser Zeit werden sie in den Briefen und Verträgen als "französische Neutrale" bezeichnet.
1755 leben in Akadien etwa 18.000 französisch stämmige Katholiken unter protestantischer Herrschaft. Diese Akadier pflegen die französische Kultur und Sprache und bewohnen meist ihre ursprünglichen Siedlungen. Sie sind friedliebend und beteiligen sich nicht am politischen Ränkespiel der Region. Vom 22.Mai bis 27.Oktober 1755 werden von den Engländern 7.413 Akadier zum Teil per Schiff deportiert und zum Teil über Land die amerikanische Ostküste getrieben. Zu Beginn des siebenjährigen Krieges in Europa zieht ab 18. Mai 1756 ein Flüchtlingsstrom von 11.239 Akadiern durch Maryland, Carolina und Georgia in Richtung Louisiana. Dieser Exodus dauert fast vierzig Jahre. Am 2. September 1762 ist der siebenjährige Krieg beendet, die Überlebenden von 1.500 akadischen Kriegsgefangenen, die an diesem Krieg zwangsverpflichtet teilgenommen hatten, werden von England nach Virginia verfrachtet, von dort ebenfalls vertrieben.